von Otto Hartl
Ebersberg
07.10.09

 Ebersberger pilgert nach Rom (Ebersberger Nachrichten)


Morgens um sieben: Hans Oberberger steht
glücklich nach sechs Wochen auf dem fast
menschenleeren Petersplatz

Die Wallfahrergruppe Ebersberg-Birkenstein
verabschiedet Hans Oberberger (2 v.r.)

Wenn Oberberger keine Herberge fand, hat er
kurzerhand sein Zelt aufgebaut

Auf einen ungewöhnlichen Weg machte sich Ende Juni Hans Oberberger. Der pensionierte Polizist pilgerte in sechs Wochen zu Fuß von seinem Heimatort Ebersberg nach Rom. Bepackt mit einem zirka 15 Kilogramm schweren Rucksack mit Schlafsack und Zelt, wurde Oberberger am Samstag, den 27. Juni, vom Pfarrer Riedl mit einem Pilgersegen verabschiedet.

Zusammen mit einer Wallfahrergruppe, die alljährlich von Ebersberg nach Birkenstein geht, machte er sich auf die erste Etappe. Nach einem Gottesdienst am Sonntagmittag in Birkenstein setzte Hans Oberberger seinen Weg über Bayrischzell, Valepp und Kramsach fort. Durch das Zillertal und über das Pfitscherjoch und Brixen erreichte er am folgenden Samstag Bozen.

Auf dem landschaftlich schönen, aber anstrengenden Europäischen Fernwanderweg E5 gelangte Oberberger aus dem Alpen nach Verona. Auf Landstraßen musste er dann die Po-Ebene durchqueren. Von Bologna nach Florenz folgte der Pilger dem nur spärlich ausgeschilderten Wanderweg „Göttersteig“ über den Apennin.

Für den Weg ab Florenz orientierte er sich an dem Franziskusweg über Assisi nach Rom. Auf der Wanderung kam er durch Orte und an Klöstern vorbei, in denen Franz von Assisi gelebt und gewirkt hatte. In einigen Klöstern und Pfarrhäusern fand der Ebersberger ein Nachtquartier, denn Pilger werden dort herzlich aufgenommen.

Nach einer letzten Übernachtung unter freiem Himmel am Stadtrand von Rom brach Oberberger gegen vier Uhr früh auf und erreichte am 11. August morgens den noch menschenleeren Petersplatz in Rom. Dort erhielt er eine Pilgerurkunde.

Warum macht man so etwas? Für Hans Oberberger war die Pilgerfahrt ein Erlebnis mit unvergesslichen Erfahrungen. Besonders beeindruckt haben ihn die Begegnungen mit den Menschen, die trotz Sprachschwierigkeiten offen und hilfsbereit waren, aber auch die herzliche Aufnahme in den Klöstern und Pfarrhäusern, in denen er übernachten durfte.

Auf der langen Wanderung war Oberberger fast immer allein unterwegs. Die schon gewohnte Einsamkeit hat ihn veranlasst, bald wieder die Heimreise mit dem Zug anzutreten – um den Menschenmassen auf dem Petersplatz zu entgehen, wie Oberberger sagt. Aber das Pilgern hat ihn gepackt. Als nächstes will er den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gehen.